Anti-Atom-Aktivisten laden Schrott vor dem Umweltministerium in Stuttgart ab und fordern „Schrottreaktor Neckarwestheim endlich abschalten“ / Auslegungsüberschreitender Störfall möglich / Atomaufsicht muss Wiederinbetriebnahme des AKW untersagen
Atomkraftgegner protestieren seit 10 Uhr mit einer Ladung Schrott vor dem Stuttgarter Umweltministerium gegen die von EnBW für nächste Woche geplante Wiederinbetriebnahme des derzeit abgeschalteten AKW Neckarwestheim‑2. Auf Transparenten fordern sie: „Schrottreaktor Neckarwestheim endlich abschalten“. Hierzu erklären F. Wagner von der AG AtomErbe Neckarwestheim und M. Weyland von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:
„Das AKW Neckarwestheim-2 ist offensichtlich Schrott. Mehr als hundert Heizrohre in zwei von vier Dampferzeugern des Reaktors sind rissig. Weder EnBW noch die Atomaufsicht können bisher sagen, wann diese Risse entstanden und wie schnell sie gewachsen sind. Sie können deshalb auch nicht ausschließen, dass in den kommenden Monaten neue Risse entstehen und gefährlich wachsen. Umweltminister Untersteller darf ein AKW mit solchen Materialproblemen nicht wieder ans Netz lassen!
Reißt auch nur ein einziges der mehr als 16.000 Heizrohre des Reaktors im Betrieb ab, ist das bereits ein schwerer Störfall. Die Gefahr, dass die dann unter hohem Druck umherschlagenden losen Rohrenden weitere benachbarte Rohre beschädigen, ist groß – insbesondere, wenn diese Rohre ebenfalls bereits Risse aufweisen. Schlägt so ein weiteres Heizrohr leck, ist der Störfall auslegungsüberschreitend und nach offiziellen Angaben nicht mehr sicher beherrschbar. Selbst eine Kernschmelze ist dann nicht mehr ausgeschlossen.
Nach Angaben von EnBW wurden die beiden von Rissen betroffenen Dampferzeuger (Nr. 20 + 40) zuletzt 2014 überprüft. Demnach könnten die vor kurzem entdeckten Risse irgendwann in den vergangenen vier Jahren entstanden sein, genausogut aber auch erst in den vergangenen vier Monaten – ohne dass sie jemand entdeckt hätte. Spannungsrisskorrosion, um die es hier geht, tritt unvorhersehbar auf – und die Risse können spontan schnell wachsen. An manchen Stellen waren die Rohrwände nur noch 0,1 Millimeter dick. Zusätzlich sind nach Angaben des Umweltministeriums 23 weitere Rohre neu von Lochfraß betroffen, davon 18 an den beiden erst 2017 überprüften Dampferzeugern (Nr. 10 + 30).
Wie schon im vergangenen Jahr einfach die beschädigten Rohre zu verstopfen und den Reaktor dann wieder zu starten, wie EnBW es vorhat, nimmt weitere Risse und weiteren Lochfraß billigend in Kauf. Damit darf Umweltminister Untersteller den Energiekonzern nicht noch einmal durchkommen lassen. Bis die Ursache sowohl der Risse als auch des Lochfraßes an den Rohren eindeutig geklärt und behoben ist, darf der Reaktor nicht wieder ans Netz. Die Sicherheit der Bevölkerung muss Vorrang haben vor den Profitinteressen von EnBW.“